Nach dem Klimagipfel in Paris Ende 2015 ist allen bewusst, dass der Klima- wandel erhebliche Risiken mit sich bringt. Er lässt sich aber durch den Ein- satz von regenerativer Energie verlangsamen und teilweise stoppen, und daher ist Windenergie immer im Kontext von Umweltschutz zu sehen.
Gerade Norddeutschland ist mit attraktiven Standortvorteilen gesegnet, die langfristig zu geringeren Energiepreisen für den Verbraucher führen werden: wenn durch kluge Vernetzung und Speichertechnologien die Schwächen der fluktuieren- den Energien ausgeglichen werden können. In diesen Schwächen liegen hervorragende Chancen gerade für den Norden, um in Sachen Zukunftstechnologien die Nase vorn zu haben. Welche spannenden Aufgaben und hochinteressanten Arbeitsplätze in Zukunft hier entstehen können, zeigen Beispiele wie Druckluftspeicher, die die Speicherung von überschüssiger Energie ermöglichen, oder die Initiative ‚NEW 4.0‘.
Speichertechnologie Druckluftspeicher
Speicherkraftwerke sollen zukünftig
einen elementaren Baustein der Energiewende darstellen. In Norddeutschland eignen sich Druckluftspeicher in Salzkavernen, um große Energiemen- gen für mehrere Tage zu speichern. Dabei kann auf teures Spezial-Equip- ment verzichtet werden („proven tech- nology“).
Ein wirtschaftliches Szenario wäre,überschüssigen Strom kostenlos an ein Druckluftspeicher-Kraftwerk abzu- geben, anstatt ihn abzuriegeln.
Die eingespeicherte Energie kann dann in windarmen Zeiten über eine Turbine zu Börsenpreisen wieder ins Netz gespeist werden. Die daraus erzielten Gewinne würden dem EEG-Konto gut- geschrieben. Dieses Modell bringt einen volks- wirtschaftlichen Nutzen, da allein in 2016 zirka zwei Milliarden Euro Kos- ten auf die Stromkonsumenten zu- kommen, die durch abgeriegelten EEG-Strom anfallen. Die Politik ist hier in jedem Fall gefordert, Voraus- setzungen zu schaffen, um Druck- luftspeicher wirtschaftlich zu betrei- ben, um die EEG-Umlage wesentlich zu vermindern.
Einzigartige Projektinitiative: NEW 4.0
Unter dem Titel NEW 4.0 hat sich in Hamburg und Schleswig-Holstein eine einzigartige Projektinitiative aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik gebil- det, die in einem Länder übergreifenden Praxisgroßtest nicht nur eine nachhaltige Energieversorgung realisieren, sondern auch die Zukunftsfä- higkeit der Gesamt-Region stärken will. Rund 60 Partner aus der Region und überregionale Partner bilden eine gut vernetzte und schlagkräftige „Innovationsallianz für das Jahrhundertprojekt Energiewende“, unterstützt von den Landesregierungen beider Bundesländer. „NEW“ steht für „Norddeutsche EnergieWende“, und „4.0“ beschreibt die vierte industrielle Revolution: die Digi- talisierung der Industrie.
Ziel dieser Innovationsallianz ist es, die auf 15.000 bis 20.000 Megawatt geschätzten Erzeugungspotenziale für Strom aus erneuerbaren Energien in der schleswig-holsteinischen Küstenregion mit der Metropolregion Hamburg noch besser zu synchronisieren, indem Erzeugung und Verbrauch mittels modernster Technologien und weiterent- wickelter Marktregeln optimal aufeinander abgestimmt werden. NEW 4.0 will als „Schaufenster“ aufzeigen, das eine Region mit 4,5 Millionen Einwohnern bereits ab 2025 zu 70 Prozent, 2035 sogar zu 100 Prozent sicher und zuverlässig mit regenerativem Strom versorgt werden und bis zirka 50 Prozent CO2 einsparen kann. Gleich- zeitig soll die Übertragbarkeit auf andere Regionen in Deutschland und Europa — als „Blaupause“ für die Energiewende – aufgezeigt werden.
NEW 4.0 weist ein Projektvolumen von rund 90 Millionen Euro auf und wird mit bis zu 45 Millionen Euro vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geför- dert. Rund 100 Projekte und 30 Demonstratoren werden mit NEW 4.0 realisiert. Diese Art von Konzepten, gefördert durch die Bundesregierung, wird die Energieführerschaft der Bundesrepublik Deutschland mit ihren mittelständischen Strukturen weiter verbessern. Es gilt, am Ball zu bleiben und den technischen Fortschritt für die nächste Generation einzuräumen. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Erzeu- gung und der Umgang mit erneuerbaren Energien keine Belastung für kommende Generationen darstellen dürfen. Das Gelingen der Energie- wende mit innovativen Technologien wie der Windenergie ist gerade für die Generationenverantwortung essentiell.